Viele Innovationen führen nicht zu den Produktivitätsvorteile, die sie eigentlich bieten sollten. Dies ist auch beim vermehrten Einsatz der künstlichen Intelligenz so zu erwarten. Ein Grund ist, dass wenn mehr geht - ob notwendig oder nicht - auch mehr gemacht wird. Frei nach dem Motto: Ich mache es, weil ich es machen kann und nicht, weil es benötigt wird. Nur so ist die eMail und Meeting-Flut zu erklären. Oft nimmt hierdurch die Komplexität in einem höheren Maße zu als die Innovationen Produktivitätsvorteile schaffen. Ein erhöhter Arbeitsaufwand - trotz Innovation - ist die Folge.
Parkinson’s Gesetz
Parkinson hat in seinem satirischen Aufsatz auf das Ausdehnen der
Arbeit ohne Produktivitätsgewinn aufmerksam gemacht. Wenngleich der
ursprüngliche Artikel eher auf Vorgesetzte ausgerichtet ist, die durch
mehr Mitarbeiter auch mehr Bedeutung haben wollten, gilt das Parkinson
Gesetz leicht abgewandelt bist heute.
Das bekannteste Parkinsonsche Gesetz lautet:
Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.
Diese Beobachtung erklärt, warum Aufgaben oft länger dauern, als sie
tatsächlich müssten. Es liegt daran, dass Menschen dazu neigen, die
verfügbare Zeit vollständig auszunutzen, anstatt die Aufgabe so schnell
wie möglich abzuschließen.
Ein weiteres wichtiges Parkinsonsches Gesetz ist das der
Trivialität, auch bekannt als "’Bike-Shed-Effekt"’:
Zeit, die auf einen Agendapunkt verwendet wird, steht in umgekehrtem Verhältnis zu den Kosten.
Menschen verwenden oft unverhältnismäßig viel Zeit auf triviale Dinge, die sie verstehen und weniger Zeit auf komplexe Themen, die sie weniger verstehen.
Mögliche Maßnahmen
Durch virtuelle Meetings gibt es keine
physikalische Grenzen der Teilnehmerzahl, die früher durch begrenzte
Besprechungsräume und -plätze gegeben war. Aus diesem Grund ist
besonders wichtig, Meetings effizient zu gestalten. Eine klare Agenda
mit spezifischen Themen und Zielen sollte erstellt und die
Teilnehmerzahl auf das notwendige Minimum beschränkt werden. Hier sind
die Vorgesetzten gefordert, die einem "’Ich will auch dabei sein"’
entgegenwirken. Diskussionen sollten durch Zeitlimits strukturiert
werden. Einem "’Bike-Shed-Effekt"’ sollte klar entgegen gewirkt werden
("’Ist jetzt nicht wichtig"’). Am Ende jeden Meetings sollten klare
Aktionspunkte und Verantwortlichkeiten definiert werden. Dies hilft, die
Meetings kurz und zielgerichtet zu halten und Entscheidungsunfähigkeit
zu vermeiden.
Effizienz in der täglichen Arbeit
muss gefördert werden. Aufgaben sollten an die am besten geeigneten
Personen delegiert und Arbeitsprozesse regelmäßig überprüft werden, um
Möglichkeiten zur Verbesserung und Effizienzsteigerung zu
identifizieren. Der Vorgesetzte sollte die Arbeitsabläufe und -aufwände
genau kennen und gegebenenfalls sinnvoll priorisieren. Führung sollte
sich nicht auf reine Personalangelegenheiten oder
"’Klassensprecher"’-Funktion beschränken.
Ein oft übersehener Aspekt ist die Bedeutung des
Fachwissens der Entscheidungsträger. Um
fundierte Entscheidungen treffen zu können, sollten Vorgesetzte die
Arbeitsabläufe und die tatsächlichen Anforderungen ihrer Teams gut
kennen. Dies hilft, die Aussagen der Mitarbeiter besser zu beurteilen
und fundierte Entscheidungen zu treffen. Regelmäßiger Austausch mit dem
Team und ein eigenes fundiertes Fachwissen sind unerlässlich, um die
Effizienz zu steigern und Ressourcen optimal zu nutzen. Bevor neue
Mitarbeiter eingestellt werden, sollte genau geprüft werden, ob diese
wirklich benötigt werden oder ob es andere Möglichkeiten gibt, die
Effizienz zu steigern, z.B. durch bessere Arbeitsorganisation,
Priorisierung oder den Einsatz von Technologie.
Der Ursprungsartikel von Parkinson zeigt schon vor 70 Jahren
auf, dass der Umfang und die Art der anfallenden Arbeit von
Entscheidungsträgern verstanden werden muss. Meist sind die
Arbeitsabläufe so komplex strukturiert, dass der Mitarbeiter selbst
seine eigene Funktion im Prozess nicht eindeutig zuordnen kann oder
versteht. Die künstliche Intelligenz bietet die Möglichkeit,
Arbeitsabläufe zu übernehmen. Grundlage hierfür sind jedoch Prozesse,
die einfach zu beschreiben sind. Daher sollte eine
Komplexitätsreduzierung der Prozesse
oberste Priorität haben. Ansonsten besteht die Gefahr, durch Einsatz von
KI die Komplexität weiter zu erhöhen und keinerlei Produktivitätsgewinne
zu erzielen. Visionen von Führungskräften sind wichtig, allerdings
sollte hier das zweite Parkinson-Gesetz "’Bike-Shed-Effekt"’ im Auge
behalten werden: Zeit sollte priorisiert auf die Vereinfachung und
Effizienzsteigerung der Arbeitsprozesse verwendet werden.
Fazit
Die Parkinsonschen Gesetze sind auch 70 Jahre nach ihrer Veröffentlichung noch von großer Relevanz. Sie zeigen, wie wichtig es ist, gegen die natürlichen Tendenzen zur Ineffizienz anzukämpfen und bewusst Strategien zur Effizienzsteigerung zu implementieren. Insbesondere in einer Zeit, in der virtuelle Meetings und komplexe Arbeitsumgebungen zur Norm geworden sind und KI schier unbegrenzte Möglichkeiten versprechen, ist es entscheidend, diese Gesetze zu berücksichtigen und aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um Entscheidungsprozesse und Arbeitsabläufe zu optimieren. Fachlich versierte Führungskräfte sind der entscheidende Schlüssel dazu.